Färberwaid - Isatis tinctoria
Im vergangenen Jahr habe ich erstmals Färberwaid in meinem Färbergarten ausgesät. Im Sommer und Herbst waren die Pflänzchen aber noch viel zu klein, als dass ich davon etwas hätte ernten konnte.
In diesem Jahr gab es nun endlich die erste Ernte. Immerhin 100 g Färberwaid - Blätter. Nicht viel, aber genug für erste Farbexperimente.
Ich habe mich am Rezept von Anna Vasko, eine Färberin aus Finnland orientiert.
Für
das Färben verwendet man die Blätter des Waids aus dem ersten Jahr, im
zweiten Jahr blüht er und dann enthalten die Blätter viel weniger
Farbstoff.
Färberwaid enthält viel weniger Farbpigmente als der echte Indigo
(Indigofera tinctoria). In der grünen Pflanze ist der Farbstoff zunächst
als Indikan unsichtbar. Im Laufe des Färbeprozesses wird dieser Stoff
in Indoxyl , eine Vorstufe des blauen Indikofarbstoffes umgewandelt.
Erst zum Schluss durch Zusatz von Alkali entsteht das Indigopigment. Wie
diese Wandlung von grüner Pflanze über gelbe Küpe zu blauer Farbe
gelingt, möchte ich dir hier zeigen.
Zunächst habe ich die Blätter klein geschnitten, mit 1 Liter kochendem Wasser übergossen und anschließend 3 Liter Wasser (40 Grad warm) aufgegossen und alles eingeweicht.
Das ganze habe ich 2 Tage stehen lassen, damit ein Gärprozess stattfindet. Die Flüssigkeit zeigt nun eine bräunliche Färbung.
Dann habe ich die Flüssigkeit in abgeseiht, die Blätter kräftig ausgedrückt, damit möglichst viel Farbstoff aus den Blättern zur Verfügung steht.
Anschließend gibt man nach und nach Waschsoda hinzu, bis der pH-Wert 9-10 erreicht. Das kann man mit Teststreifen/ Indikatorpapier aus der Apotheke messen. Ist der pH-Wert erreicht, verfärbt sich die Flüssigkeit grünlich.
Nun
muss diese Flüssigkeit mit Sauerstoff angereichert werden. Das erreicht
man durch Aufschlagen der Flüssigkeit mit einem Schneebesen oder man
kann den Sud von einem Eimer in den anderen hin- und hergießen.
Jetzt
wird diese Färbebasis in einen Topf umgefüllt und auf 50 bis max. 60
Grad erwärmt. Hierzu muss zwingend ein Thermometer benutzt werden, denn
wenn der Sud zu heiß wird, werden die Farbpigmente zerstört. Nun fügt
man vorsichtig 1 TL Natriumhydrosulfit (man kann auch Entfärber aus dem
Drogeriemarkt nehmen) hinzu und rührt es vorsichtig um. In diesem
Stadium darf nicht mehr so stark aufschlagend gerührt werden, damit
möglichst kein Sauerstoff mehr in die Küpe gelangt. Das Hydrosulfit ist
notwendig, weil es der Küpe den Sauerstoff entzieht und somit dafür
sorgt, dass der blaue Farbton an der Oberfläche der Textilien haftet.
Nun muss das Färbebad möglichst dicht abgedeckt ruhen, mindestens 30 min. Dass die Küpe zum Färben fertig ist, erkennt man an der gelblich-grünen Färbung und an dem glänzenden Film, der sich an der Oberfläche bildet.
Nun
können die angefeuchteten Textilien (Stoff sollte vorgewaschen sein) in
die Küpe gelegt werden. Für den Farbton ist nicht entscheidend, wie
lange die Textilien in den Küpe liegen, sondern wie oft. Denn der blaue
Farbstoff (bei Waid eher grüne, wegen der geringeren
Farbstoffkombination) schichtet sich auf den Stoff bzw. das Garn. Mit
jedem erneuten Eintauchen in die Küpe wird der Farbton dunkler. Bei
Verwendung von echtem Indigo ist dieser Effekt deutlicher sichtbar als
bei Waid.
In der Küpe sehen die Textilien zunächst gelb aus. Nach dem Herausnehmen entwickelt sich nach und nach durch den Kontakt mit Sauerstoff der blaue Indigofarbstoff.
Nun kannst du deine Textilien luftig aufhängen, am Besten draußen, damit der Sauerstoff ordentlich blauen Farbstoff freisetzen kann.
Ausgespült werden die Textilien erst, wenn sich das Blau (hier beim Waid eher grün- türkis) entwickelt hat.
Und damit ich im nächsten Jahr mehr als 100 g Färberwaid zum Färben zur
Verfügung habe, lasse ich schon mal die Samen reifen .
Gern zeige ich dir bei einem Besuch im Färbergarten die Waid-Pflanzen.
Farbenfrohe Grüße!
Corinna