Färberdistel: Der Weg von Gelb zu Pink
Seit Jahren habe ich mir vorgenommen -wenn ich mal viel Zeit habe - mit Färberdisteln Pink zu färben. Da sich abzeichnete, dass "viel Zeit" nie kommen würde, habe ich mir letzte Woche einfach einen Tag Zeit dafür genommen. Denn der Literatur nach kann man mit Saflor- der Färberdistel verschiedenste Farbtöne erreichen: Gelb, Pink und Grün. Je nachdem, welchen Weg man einschlägt. Außerdem ist bei dieser Färbepflanze das Material sehr entscheidend. Ich habe gelesen, dass pflanzliche Fasern die Farbstoffe besser bzw. anders aufnehmen als tierische Materialien. Um eigene Vergleiche zu haben, entschied ich mich, für jedes der drei Verfahren jeweils pflanzliche und tierische Textilien zu verwenden.
Das Färbeverfahren (jedenfalls eines der drei) ist recht aufwendig- du wirst es gleich merken. Also hole dir gern einen Tee oder Kaffee und nimm dir etwas Zeit für mein Geschreibsel.
Die Färberdistel habe ich seit 2 Jahren im Garten. So lange habe ich auch gebraucht, um ein kleines Marmeladenglas mit den zarten Blütenblättern zu füllen, denn die Ernte ist wenig ergiebig und auch eine sehr stachelige Angelegenheit.
Aber ich will dir nicht den Mut nehmen. Ich habe nämlich im Fachhandel getrocknete Blüten zum Färben gekauft, denn ich wollte diese Färbemethode unbedingt noch vor dem Rentenalter ausprobieren. ;-)
Verwendet habe ich 200 g Blüten, die ich über Nacht in kaltem! Wasser eingeweicht habe.
Am nächsten Morgen habe ich die Blüten abgeseiht. Ich nutze dazu meist Gemüsenetze oder feine Wäschenetze. Für kleine Mengen könnte man aber genauso gut ausrangierte Feinstrümpfe nehmen.
Das Einweichwasser habe ich aufgehoben für die Gelbfärbung. Dazu später mehr. Zunächst geht es um die Kaltfärbung für das Pink, naja oder Rosa.
Für die Kaltfärbung müssen die Fasern NICHT vorgebeizt werden. Ich habe für diesen Test Baumwollstoff (vorgewaschen), ein Garn vom Blue faced Leicester- Schaf, ein Baumwollgarn und ein Garn aus Bambus-Leinengemisch genommen. Angeblich soll das Pink auf Leinen besonders gut herauskommen. Wir werden sehen...
Die eingeweichten Blüten werden nun im Netz so lange unter fließendem Wasser gespült, bis keine gelbe Farbe mehr rauskommt. Das hat bei mir ziemlich lange gedauert und es ging auch eine große Menge Wasser dabei drauf. Es waren bestimmt 100 Liter und ich hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen dabei. Aber irgendwann war das Wasser klar und ich bin zum nächsten Schritt übergegangen.
Nun werden die Blüten ohne Netz mit etwa 2 Liter kaltem Wasser und einem Teelöffel Soda / Natron etwa eine halbe Stunde lang kräftig geknetet. Solange, bis das Wasser rötlich wird, bei mir war es eher ein Orange und ich war echt skeptisch, ob das mit dem Pink noch klappen würde. Wieder wurden die Blüten durch ein Sieb abgeseiht.
Da der ph-Wert durch die Zugabe von Natron eher basisch war, sollte nun Essig dazugegeben werden bis der ph-Wert etwa bei 6 liegt. Das hat auch ganz gut geklappt.
Dann habe ich die Textilien in die Schüssel gelegt und immer mal wieder bewegt, damit die Farbe möglichst gleichmäßig wird.
Schon nach 5 min
zeigte sich ein Hauch von Rosa auf dem Garn. Außer auf dem BFL-Garn.
Das blieb gelb. Ich habe die Stoffe und Garne insgesamt etwa 3
Stunden im Farbsud liegen lassen und immer mal wieder bewegt. Nach 2
Stunden veränderte sich die Farbe des Materials kaum noch und nach 3
Stunden zeigte sich ein Aprikot bis Rosa Farbton. Das BFL blieb gelb.
Eher enttäuscht entnahm ich die Textilien den Farbsud und spülte
sie unter fließendem kalten Wasser ab.
Und dann passierte etwas wunderbares! Das pflanzlichen Garne und die Baumwollstoffe waren schön rosa geworden. Was für eine Freude! :-)
Nach dem Trocknen haben sich die Farben nochmal leicht verändert.
Zwischendurch habe ich mich um die Gelbfärbung, also den Topf mit dem heißen Färbesud gekümmert. Ist ja eher die klassische Färbemethode.
Ich habe das Einweichwasser der Blüten (das waren ca. 7-8 Liter) etwa 1 Stunde leicht sieden lassen (nicht richtig gekocht), dann die Materialien eingelegt. Ich hatte vorab für den Vergleich 2 Stück Baumwollstoff und das BFL-Garn mit Kaltbeize vorgebeizt. Das Alpaka-Garn, das Baumwollgarn und das Bambus-Leinengarn habe ich ungebeizt gefärbt. Und für den Spaß habe ich noch einige mit Kaltbeize vorbehandelte Holzperlen mit in den Topf gelegt.
Alle Materialien haben im Farbsud ein wunderschönes, sehr kräftiges Gelb angenommen, wovon ich total begeistert war. Etwa eine Stunde ließ ich die Materialien im Sud, dann hab ich sie rausgeholt und ausgespült. Die beiden Garne mit tierischen Proteinen sind gelb geblieben, wenn auch deutlich heller als sie im Sud aussahen. Ich konnte nicht feststellen, dass das vorgebeizte BFL-Garn ein kräftigeres Gelb hatte als das Alpaka. Die Holzperlen sind richtig schön leuchtend sonnengelb geblieben.
Und was passierte
nun mit dem Baumwollgarn und dem Bambus-Leinengarn? Beide wurden beim
Ausspülen rosa!, obwohl sie doch eben noch leuchtend gelb waren.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fragte mich natürlich gleich,
warum ich mir mit den anderen Rosa-Tönen so viel Arbeit gemacht
hatte. Aber beim Trocknen war es mir klar. Das Rosa auf dem
Bambus-Leinen-Garn wandelte sich in ein blasses Aprikot und das
Baumwollgarn zeigte sich eher in hellrosa bis nude. Während die
kaltgefärbten Rosa-Töne blieben.
Und was ist mit Grün?
Einen Teil des gelben Färbesuds (so ca. 2 Liter) habe ich in einen Eimer gefüllt und beiseite gestellt. Denn der Sud war noch richtig kräftig gelb und den wollte ich sichern.
Zu dem verbliebenen Sud im Topf habe ich einen Schuss Eisenwasser (hergestellt aus rostigen Eisenteilen, Essig und Wasser) gegeben und nochmal nicht vorgebeiztes Alpaka-Garn und vorgebeizten Baumwollstoff eingelegt und etwa 1 Stunde erhitzt. Das Ergebnis? Grün hat nicht geklappt. Es ist eher dunkelgelb geworden.
Aus dem gesicherten gelben Farbsud habe ich noch ein wunderschönes gelbes Pigment extrahieren können, das ich an Kalk gebunden habe.
Und hier nochmal die Gesamtansicht aller Farbtöne.
Mein Fazit:
1. Ich weiß nicht ob ich mir für diese Farbergebnisse nochmal einen ganzen Tag frei nehme. Außerdem scheint mir die Färbemethode in Bezug auf Nachhaltigkeit, besonders beim Wasserverbrauch, ungeeignet.
2. Pink und Rosa färbe ich auch zukünftig lieber mit Färbeamaranth, Krappwurzel oder Sappanholz
3. Ich werde trotzdem weiter Färberdistel im Garten haben, aber nicht mehr dazukaufen.
4. Ich bin froh,
diese Erfahrung gemacht zu haben, denn ich habe viel dazugelernt. Vielleicht hat auch dir dieser Beitrag auf deinem Pflanzenfarben-Weg weitergeholfen.
Danke fürs Lesen und dein Interesse an diesem doch recht langen Blogbeitrag. Falls du einen Kommentar loswerden willst oder Fragen zum Färbeprozess hast, ich freue mich über deine Nachricht!
Farbenfrohe Grüße,
Corinna
Literaturempfehlung (unbezahlt und unbeauftragt): Ebner/ Hasenöhrl, Natürlich Färben mit Pflanzen